Wie werden aus ganz normalen jungen Männern Massenmörder? Warum töten ehrbare Familienväter Tag für Tag, jahrelang, Frauen, Kinder und Babys? Warum verweigerten so wenige den Befehl, obwohl es ihnen freigestellt war? Stefan Ruzowitzkys Filmessay beschäftigt sich mit den systematischen Erschießungen jüdischer Zivilisten durch deutsche Einsatzgruppen in Osteuropa und der Suche nach den Ursachen des Bösen. Wir hören die Gedanken der Täter aus Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Gerichtsprotokollen, sehen in junge Gesichter, Projektionsflächen für Assoziationen und Erkenntnisse. Ergänzt mit historischen Aufnahmen, den Aussagen renommierter Forscher und den überraschenden Ergebnissen psychologischer Experimente führt der Film hin zu „dem radikal Bösen“, einer Blaupause des Genozid.
„Mir geht es um eine Haltung, die von Verbrechen verstorbener Täter spricht, die aus der historischen Distanz psychoanalytisch hinterfragt und in Kontext mit den Verbrechen anderer Genozide gestellt werden können. Formal ist der Film die Überwindung dessen, was Claude Lanzmann eingeführt hat und was bis heute für Dokumentarfilme zu diesem Thema galt: das Primat des Zeitzeugenberichtes. In DAS RADIKAL BÖSE melden sich die Täter in einer gänzlich neuen Form mit authentischen Gedanken und Statements von schonungsloser Offenheit aus dem Grab. Wird ein solcher Zugang – insbesondere bei einer deutschen Produktion – Diskussionen auslösen? Das wollen wir doch hoffen! Dem psychoanalytischen Zugang steht die unerklärliche Monstrosität der Verbrechen gegenüber, der notwendigen historischen Einordnung die Unvergleichlichkeit und Unbestreitbarkeit der Schuld. Und neben Allem das Nicht-Vergessen-Lassen: die zwei Millionen Gemordeten, von denen hier berichtet wird, sind noch immer ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Shoah.“ (Stefan Ruzowitzky)
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